Tag 3 - Oslo
Dienstag, 13.09.2011
unruhige Nacht
Gegen 3 Uhr morgens endete unser Schlaf fürs Erste. Es herrschte Sturm auf der Ostsee und durch das starke Geschaukel wachten wir beide auf. Laut unserem Bordfernseher waren wir gerade an der Nordspitze Dänemarks vorbei, wo im Skaggerak die offene Nordsee auf die Ostsee trifft. Nachdem wir mit einiger Mühe bei dem starken Geschaukel wieder eingeschlafen waren, wachten wir um 5 Uhr noch mal auf, da der Sturm und damit das Geschaukel noch schlimmer wurden. Karin überlegte kurz, ob es wohl sinnvoll wäre, einen Eimer ans Bett zu holen, wir schliefen aber beide wieder ein.
Oslo
Gegen halb 8 ging unser Wecker. Nicht wirklich ausgeschlafen machten wir uns fertig und gingen aufs Sonnendeck, um die Fahrt durch den Oslofjord zu sehen. Bei mittlerweile schönstem Sonnenschein fuhren wir durch den über 100km langen Fjord.
Überall an den Hängen des Fjordes waren die typischen skandinavischen Häuser angesiedelt. Und mitten im Fjord lagen immer wieder kleine Inseln, die teilweise sogar bewohnt waren. Vorbei an dieser malerischen Landschaft kam dann irgendwann die Hauptstadt Norwegens in Sicht und wir fuhren in den Hafen von Oslo.
Kurz vor dem Anlegen ertönte dann eine Lautsprecherdurchsage und wir mussten zu unserem Auto, uns für die Ausfahrt fertig machen. Wir kamen recht zügig vom Schiff herunter, bei der Einreise nach Norwegen staute es sich aber etwas. Da Norwegen nicht in der EU ist, werden hier viele Autos kontrolliert. Wir hatten aber wohl zu wenig Gepäck mit, oder sahen nicht böse genug aus, so dass wir ohne Kontrolle einreisen durften.
Oslo gilt als die Stadt mit den höchsten Parkgebühren, deswegen fuhren wir aus der Stadt heraus und fanden am Ekeberg einen kleinen Parkplatz an einer Schule, wo wir umsonst stehen bleiben konnten. Von hier aus ging es 500m zu Fuß zur Haltestelle Brattlikollen. Am Ticketautomaten wollten wir uns ein 24h Ticket für Oslo kaufen. Mit 70NOK ist das die preiswerteste Alternative, und flexibel in der Stadt ist man auch. Da wir noch keine Münzen hatten, versuchten wir mit der Kreditkarte am Automaten zu bezahlen. Allerdings bekamen wir immer die Fehlermeldung, die Karte wird abgewiesen. Bei Karins Karte genau das gleiche Problem, also suchten wir uns einen Supermarkt und tauschten dort unsere Scheine in Münzen. Also zurück zum Automat und nächster Versuch. Wieder alles eingegeben, als Zahlungsart Cash ausgewählt, zu unserem Erstaunen blieb der Geldschlitz geschlossen und wieder erscheinte die Meldung „Denied“ im Display. So langsam spielten wir schon mit dem Gedanken, Oslo ganz auszulassen, wenn die uns hier nicht haben wollen. Wir fragten noch einen Mann, der vorbei lief. Dieser erklärte uns, der Automat wäre einfach nur leer. Wir sollten zum nächsten Bahnhof fahren und uns da die Karten ziehen. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn der Automat das angezeigt hätte. Also eine Station weiter, und siehe da, eine Minute später hielten wir 2 Tickets in den Händen. Noch schnell entwerten und auf die nächste T-Bane warten.
Wir fuhren bis Stortinget und gingen über die Karl Johans Gate in Richtung Schloss. Am hässlichen Osloer Rathaus (Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden) ging es vorbei zum Hafen. Direkt am Hafen liegt die Festung Akershus, von deren Wall man einen schönen Blick auf die Stadt hat. Bei anfangendem Regen gingen wir durch die Festung und schauten uns den Hafen von oben an.
Da der Regen mehr wurde, entschlossen wir uns, zum Einkaufszentrum Aker Brygge zu gehen, um etwas zu essen. Durch die Fenster konnten wir sehen, dass der Regen immer stärker wurde. Karins neuen Schuhe waren mittlerweile auch schon kaputt, irgendwie wollte Oslo uns heute nicht haben. Wir entschieden uns, mit der Straßenbahn zum Vigelandpark zu fahren, vielleicht hörte der Regen ja bis dahin auf. Am Park angekommen hatte es sich mittlerweile eingeregnet. Also gingen wir nur kurz in den Park, um wenigstens einmal die Meschenskulpturen gesehen zu haben.
Dann ging es schnell wieder zurück zum Stortinget. Mittlerweile hatte es sogar aufgehört zu Regnen und wir trauten uns wieder in die Stadt. Wir gingen ins Regierungsviertel, hier war aber noch alles abgesperrt vom Anschlag des Rechtsextremisten Breivik. Wir gingen die Karl Johans Gate bis zum Bahnhof, und da wir mittlerweile keine Lust mehr auf Oslo hatten, fuhren wir mit der T-Bane wieder zurück zu unserem Auto. Wir gingen noch kurz auf den Ekeberg, um einen letzten Blick auf Oslo zu haben und verließen die Stadt in Richtung Süden. Vielleicht bekommt Oslo ja ein anderes Mal noch mal eine Chance von uns…
Fredrikstad
Immer noch etwas wackelig auf den Beinen von der unruhigen Schifffahrt ging es über die E06 nach Fredrikstad. Von Deutschland aus hatte ich hier das Fredrikstad Motel gebucht, welches wir gegen 17:00 Uhr erreichten. Wir bekamen einen kahlen Raum mit Waschbecken, Dusche und Toilette waren auf dem Flur. Für eine Nacht OK und mit 500NOK noch bezahlbar.
Da es noch recht früh war, besuchten wir noch Gamle Fredrikstad, die Altstadt, nur 500m vom Motel entfernt. Die Altstadt ist durch einen Sternförmigen Wall mit Wassergraben abgetrennt. Wir betraten die Altstadt und fühlten uns wie in einer Geisterstadt. Hier am Rande des Oslofjordes war es immer noch sehr stürmisch und die alten Blechschilder der Geschäfte quietschten im Wind.
Obwohl Autos an den Straßen standen, wirkte die Stadt wie ausgestorben, auch viele der Gebäude sahen aus, als ob schon seit Jahren keiner mehr dort wohnt. Irgendwie war die ganze Stadt in einem Dornröschenschlaf und wir waren die einzigen Gestalten, die sich bis dorthin verirrt hatten. Wir kämpften uns durch den starken Wind an abgebrochenen Bäumen wieder zu unserem Motel. Es gab noch Abendessen, welches wir uns auf dem Weg im Supermarkt gekauft hatten, dann ging es schlafen.