Tag 5 - Dänemarks Spitze, zwischen Nord-und Ostsee
Sonntag, 19.06.2016
Palmenstrand in Frederikshavn
An diesem Tag standen etwas mehr Kilometer auf dem Tagesplan, also standen wir schon um 7 Uhr auf. Wir frühstückten noch gemütlich und machten uns dann gegen halb 9 auf den Weg zur Nordspitze Dänemarks, wo sich Nord- und Ostsee begegnen. Also hieß es, Strecke zurücklegen. Wir folgten der E45 nach Norden und erreichten Frederikshavn gegen 10 Uhr.
Wir fuhren am großen Militär- und Fährhafen vorbei, an dem die Europastraße endet. Die E45 führt über die Fähre nach Göteborg, wir aber fuhren weiter zum Palmenstrand im Norden Frederikshavns. Wir stellten unser Auto auf den leeren Parkplatz und gingen an den Strand. In den Sommermonaten wird der 400 Meter lange Strandabschnitt mit Palmen bepflanzt.
Wir gingen am Kiosk vorbei zu den Beachvolleybballfeldern, an denen schon die ersten Palmen zu sehen waren. Durch eine kleine Düne ging es dann an den Strand, und es kam sofort ein wenig Karibikfeeling auf. Weißer Sand und auf dem gesamten Strandabschnitt waren Palmen verteilt. Dazwischen waren Strandliegen verteilt. Außerdem gab es am Strand eine Grillstelle und passende Hütten und Sonnenschirme mit Grasdach waren zwischen den Palmen zu finden.
Spätestens hier stellte sich direkt Urlaubsfeeling ein. Selbst der Wind und die Wolken, die zwischendurch vor die Sonne zogen, konnten das Flair des einzigen Palmenstrandes Dänemarks nicht zerstören. Ein wirklich toller Zwischenstop.
Dänemarks Nordspitze – Grenen
Nachdem wir die Palmen und den weißen Sandstrand genossen hatten, machten wir uns auf an die wilde Nordspitze Dänemarks, nach Skagen. Gegen 11 Uhr erreichten wir den Ort zwischen Nord- und Ostsee. Wir fuhren durch den Ort zum Parkplatz auf der Landzunge Grenen, an der sich Nord- und Ostsee treffen. Der Parkplatz liegt kurz hinterm Leuchtturm an Ende der Straße. Und wir waren wohl nicht die einzigen, die hier hin wollten. Der Parkplatz war rappelvoll und wir hatten Mühe, eine Parkbucht zu ergattern.
Wir stellten das Auto ab und gingen zu Fuß zur Sandbank. In den Dünen hinter dem Parkplatz befindet sich eine große Kompassrose und das Grab eines dänischen Dichters. Am Ende der Dünen, wo die Sandbank beginnt, kamen wir an einem alten Bunker aus dem zweiten Weltkrieg entlang. Einen weiteren Bunker hatte das Meer schon fast wieder verschlungen. Diese Relikte aus dem Krieg findet man überall an Dänemarks Westküste.
Das Wetter wurde immer rauer, und der Wind pfiff über die schmale Landspitze. Vor uns erstreckte sich ein breiter Strand und neben uns fuhren große Tank- und Containerschiffe entlang. Nach einigen hundert Metern überquerten wir eine letzte, kleine Düne, und vor uns lag die Landspitze Grenen, an der sich Nord- und Ostsee treffen.
In dem Moment kam auch der Planwagen, der vom Parkplatz hierher fährt an, und die gesammelte Menschenmenge tummelte sich auf der kleinen Spitze zwischen den Meeren. Die Landspitze ist eigentlich eher unspektakulär, allerdings wollte wohl jeder einmal zwischen Nord- und Ostsee stehen.
Den Rückweg fuhren wir dann auch gegen eine Gebühr von 20 DKK mit dem Planwagen, denn das Wetter wurde immer schlechter. Die Planwagenfahrt ist aber recht langweilig, einen Weg sollte man mindestens zu Fuß gehen.
Dänemarks Nordspitze - Skagen und Råbjerg Mile
Dann verließen wir Grenen und fuhren in den Ort Skagen. Am Ortseingang hielten wir dann an Weißen Leuchtturm an. Der Hvidefyr ist ein recht unspektakulärer weißer Turm. Der Leuchtturm wurde 1747 erbaut und ist heute nicht mehr in Betrieb. Einige Meter weiter steht auf einem kleinen Hügel das Wippfeuer.
Das Vippefyr sieht im ersten Moment wie ein großes Katapult aus. Es ist aber eigentlich ein riesiger Hebel aus Holz, an dessen Korb früher ein Feuer entzündet wurde. Ein erster Vorgänger der heutigen Leuchttürme. Vom Hügel hat man außerdem einen tollen Blick über die Dünen zum Grauen Leuchtturm und auf Skagen.
Nachdem das Vippefyr ausgiebig erkundet war, fuhren wir in den Ort und suchten uns einen Parkplatz. Und auch wenn das Wetter hätte besser sein können, wir waren positiv von Skagen überrascht. Der Ort besteht vorwiegend aus hübschen, gelb gestrichenen Häusern und macht einen einladenden Eindruck. Wir bummelten etwas durch die Straßen und die kleinen Geschäfte. Außerdem meldete sich der Hunger, es war ja auch schon Mittag.
Gut gestärkt fuhren wir dann weiter. Allerdings kamen wir nicht ganz weit, denn unser nächstes Ziel lag bereits am Ortsausgang. Unser Ziel war die versandete Kirche. Die alte St. Laurentius Kirche wurde im 18 Jahrhundert von einer Wanderdüne versandet. Das Kirchenschiff wurde abgerissen, und nur der Turm blieb als Seezeichen stehen.
Wir gingen vom Parkplatz aus durch die Büsche und Dünen, und nach kurzer Zeit tauchte der weiße Turm vor uns auf. Der alte Kirchturm wirkt fast verloren in den Dünen. Wir verzichteten darauf, den Turm zu besteigen und gingen etwas durch die Dünen. Wir schauten uns den Turm von allen Seiten an, dann gingen wir zurück zum Parkplatz.
Unser nächstes Ziel befand sich einige Kilometer weiter, am Anfang der Landzunge. Nach wenigen Minuten hatten wir den Parkplatz an der Råbjerg Mile erreicht, der größten Wanderdüne Dänemarks. Wir gingen vom Parkplatz aus durch die ersten Dünen, dann erstreckte sich ein weißes Meer aus Sand vor uns. Die etwa 2 km² und bis zu 40 Meter hohe Düne bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg über die 6 Kilometer breite Landzunge und wandert pro Jahr etwa 15 Meter.
Wir stapften eine ganze Weile durch den Sand bis zum Kamm der Düne. Der Wind trieb uns die Sandkörner entgegen, an einigen Stellen war der Sandflug deutlich zu sehen. Hier scheint das sonst so gezähmte Europa noch richtig rau und wild.
Wir genossen die außergewöhnliche Landschaft und machten jede Menge Fotos, auch wenn die Kamera teilweise Probleme mit dem hellen Sand und dem Himmel hatte. Ein wirklich faszinierender Ort. Irgendwann gaben wir uns dem Wind dann geschlagen und gingen wieder in Richtung Parkplatz. Wer in der Nähe ist, sollte hier auf jeden Fall anhalten.
Rubjerg Knude Leuchtturm und Løkken
Gegen 15 Uhr verließen wir die Nordspitze Dänemarks und fuhren an Hirtshals vorbei zur Westküste. Nach einer Dreiviertelstunde verließen wir die Hauptstraße bei Hjøring und fuhren in Richtung Lønstrup zur Rubjerg Knude. Kurz hinter der Abzweigung war auch schon unser Ziel in der Ferne zu sehen. Zwischen den Dünen war ein kleiner Turm zu erkennen, und genau da wollten wir hin. Wenige Meter hinter Lønstrup erreichten wir dann einen unscheinbaren Parkplatz auf einer Wiese an der Straße. Hätten hier nicht so viele Autos gestanden, wären wir wohl daran vorbei gefahren. Eigentlich hatten wir gehofft, hier ein WC zu finden, davon fehlte aber weit und breit jede Spur.
Ein Hinweisschild fehlte auch, also gingen wir über einen Feldweg in Richtung Leuchtturm. Der Weg wurde mit der Zeit immer sandiger und je näher wir der Düne und dem Leuchtturm kamen umso mehr Sand wehte der Wind uns entgegen. Nach etwa einem Kilometer erreichten wir die Düne und ein Sandsturm peitschte uns entgegen. War der Sandflug an der Råbjerg Mile noch ganz nett anzusehen, war es hier kaum auszuhalten. Der Sand klatschte ins Gesicht und jedes einzelne Sandkorn tat weh. Also kämpften wir uns durch die mit bis zu 100 Metern höchste Wanderdüne Europas zum alten Leuchtturm.
Die Düne ist mittlerweile um den Leuchtturm herumgewandert und hat alle Nebengebäude zerstört. Nur der Leuchtturm hat all das Überstanden, wird aber in wenigen Jahren die Klippen herunter zu stürzen. Vor dem Leuchtturm lagen schon die Steine der alten Nebengebäude verteilt. Wir beeilten uns, um in den alten Leuchtturm zu gelangen, denn hier waren wir vor dem Sand geschützt.
Im Leuchtturm führte eine Metalltreppe nach oben. Allerdings ist die Treppe nichts für Leute mit Höhenangst, denn die Treppe besteht aus Lochblech und man kann von Oben bis ganz nach Unten sehen. Also blieb Karin unten und ich ging alleine hoch. So ganz wohl war mir zwar auch nicht, ich wollte aber den Ausblick von Oben sehen.
Oben angekommen bot sich dann auch ein herrlicher Blick über die fast 2 Kilometer breite Wanderdüne und die Umgebung. Im alten Laternenhaus wurde ein riesiges Kaleidoskop angebracht, um Licht in den Leuchtturm zu werfen. Von hier Oben war die gewaltige Kraft der Natur erst richtig zu erkennen. Außerdem konnte der Sand einem in dieser Höhe nichts anhaben.
Wir gingen noch ein Wenig durch die Überreste der alten Gebäude, dann hatten wir genug von dem Sandsturm und gingen zurück zum Parkplatz. In regelmäßigen Abständen waren Pfosten aufgestellt, auf denen das Jahr stand, in dem die Düne diesen Punkt erreicht hat. Und die Düne scheint gar nicht so langsam zu wandern...
Gegen 5 waren wir dann wieder am Parkplatz, pulten den Sand aus den Ohren, und fuhren weiter nach Løkken. Wir fuhren durch den Ort, direkt an den Strand, denn hier befindet sich ein langer Strandabschnitt, der mit dem Auto befahrbar ist. Hier stehen jede Menge weißer Strandhütten an denen wir über den Strand vorbei fuhren.
Dann drehten wir wieder um, um uns auf den Rückweg zu machen. Wir machten noch einen kurzen Abstecher durch den Ort Blokhus. Hier gibt es auch ein großes Sandskulpturenfestival, an dem wir sogar vorbei fuhren. Allerdings sah das Gelände durch den Zaun wesentlich kleiner und unspektakulärer als das in Søndervig aus. Also hatten wir hier scheinbar nichts verpasst. Dann verließen wir den Norden Jütlands und fuhren zurück nach Hvalpsund. Gegen 20 Uhr erreichten wir nach einem tollen Tag dann endlich das Ferienhaus. Wir hätten gar nicht gedacht, dass es im modernen Europa noch so wilde Flecken gibt.