Reisebericht Island 2023 - Reykjanes, Thingvellir und Geysir

Tag 9 – Reykjanes, Thingvellir und Geysir

Mittwoch, 24.05.2023

Kleifarvatn See und Seltún

Kurz nach 9 machten wir uns auf den Weg, die Reykjanes Halbinsel zu erkunden. Durch die Halbinsel vor den Toren der Hauptstadt führt die Bruchzone der Amerikanischen und der Eurasischen Kontinentalplatte. So ist die Halbinsel seit jeher von Vulkanismus geprägt, was an vielen Stellen zu sehen ist. Da für diesen Tag Sturm angesagt war, war noch nicht ganz klar, ob wir die Sehenswürdigkeiten auch alle ansteuern konnten.

Wir fuhren „querfeldein“ über kleine Straßen am Rande der Vororte der Hauptstadtregion durch eine schöne Landschaft, bis wir die 42 erreichten. Hier ließen wir die Häuser hinter uns und bogen in die von Vulkanen geformte Landschaft der Reykjanes Halbinsel ein. Nachdem die ersten erloschenen Vulkane in Sicht kamen, erreichten wir nach einigen Kilometern den See Kleifarvatn.

Der hübsche See ist von Bergen umrahmt und liegt auf der Verwerfungszone des Mittelatlantischen Rückens. Somit kommt es hier regelmäßig zu Erdbeben. Nach einem Erdbeben im Jahr 2000 fing das Wasser im See an zu versickern und verlor ein Fünftel seiner Wasserfläche. Mittlerweile steigt das Wasser aber wieder.

Wir fuhren die Straße entlang, die sich immer in Ufernähe befindet, und hielten an einem Aussichtspunkt in der Mitte des Sees. Ganz wichtig beim Aussteigen, mit beiden Händen die Tür festhalten. Hier in Island sollte man mit dem Wind nicht spaßen, wenn man das Auto unbeschadet wieder abgeben möchte. Ich stieg aus, machte ein paar Fotos, und ging dann schnell wieder ins geschützte Auto.

Dann ging es weiter zu unserem nächsten Ziel, eines der Highlights der Halbinsel, zum Geothermalgebiet Seltún. Hier kann man eigentlich auf Stegen durch die heißen Quellen und Schlammtöpfe des Vulkansystems Krýsuvík gehen, doch leider wurden die Stege erneuert und der Parkplatz war komplett gesperrt. So blieb uns nichts anderes übrig, als weiterzufahren.

 

Graenavatn See und Schiffswracks bei Grindavík

Wenige hundert Meter weiter hielten wir dann am Gígvatnsvatn, oder auch Graenavatn, dem grünen See. Und der Name ist Programm. Durch im Wasser enthaltene Kieselgur schimmert das Wasser dieses Kratersees grünlich. Mit bloßem Auge schon gut zu erkennen, wenn man die Fotos vom Kleifarvatn und dem Graenavatn vergleicht, wird dieses ganz deutlich. Für einen kurzen Fotostop auf jeden Fall zu empfehlen, da der See auch noch direkt an der Straße liegt.

Wir fuhren weiter und bogen nach wenigen Kilometern auf die 427 ab, die entlang der Südküste der Reykjanes Halbinsel entlangführt. Links das Meer, und auf der Landseite eine Mondlandschaft, die regelmäßig von mit Moos bewachsenen Lavafeldern durchzogen war. Auf eine eigene Art wunderschön.

Vor Grindavík verließen wir die Straße dann und fuhren auf einer Schotterpiste über die Halbinsel Hópsnes. Diese Halbinsel wurde durch einen Ausbruch der Kraterreihe Sundhnúkur gebildet. Dieser Spaltenvulkan war ab Ende 2023 wieder in aller Munde, da einige Ausbrüche zur Evakuierung Grindavíks führten. Durch den Bau großer Dämme in der Landschaft konnte der Lavastrom an der Blauen Lagune, dem Kraftwerk und an Grindavik vorbeigelenkt werden. Lediglich wenige Häuser wurden von der Lava zerstört. Allerdings haben die vielen Erdspalten und die Ungewissheit weiterer Ausbrüche dazu geführt, dass darüber nachgedacht wurde, ob der Ort überhaupt zu retten ist.

Was wenige Monate später passieren würde, konnten wir aber noch nicht wissen. Wir hatten den Abstecher über die kleine Halbinsel wegen der Schiffswracks gemacht, die hier zu sehen waren. Nach einigen kleineren Überresten einiger Schiffe erreichten wir aber erst mal den in knalligem Orange gestrichenen Leuchtturm an der Spitze der Halbinsel.

Danach waren weitere Wrackteile zusehen und wenig später erreichten wir dann das Wrack der Hrafn Sveinbjarnarson III. Das Schiff kenterte hier 1988 und die Bergungsversuche scheiterten. Seitdem verrostet das Schiff an diesem Ort. Recht imposant und einen kleinen Abstecher wert.

 

Blaue Lagune

Wir erreichten den Hafen von Grindavík und verließen den Küstenort wieder in Richtung der Blauen Lagune. Am Ortsausgang verließen wir die 43 und fuhren über die 426 zur Blauen Lagune. Die 426 führt mit einigen Kurven und Schlenkern westlich des Thorbjörn durch eine schöne Gegend. Rechts ragt der vulkanische Berg empor und die Straße schlängelt sich über ein mit Moos bewachsenes Lavafeld. Mit Sicherheit schöner als auf der geraden 43 zu bleiben.

Nach kurzer Zeit tauchten in der ferne die Dampfschwaden des Svartsengi Thermalkraftwerks auf, dessen „Abwasser“ die Blaue Lagune speist. Gegen 11 erreichten wir den gut gefüllten Parkplatz. Wir wollten die Blaue Lagune aber nicht besuchen, sondern um die weiß-blauen Seen rund um das Thermalfreibad gehen. Die typische Färbung kommt von den Kieselalgen, die sich im salzigen Wasser befinden, das hier an die Oberfläche gepumpt wird.

Für das Thermalbad muss man Eintritt bezahlen (und möglichst vorab im Internet buchen), die äußeren Becken kann man aber so besichtigen. Hier wurden Wege angelegt, die um die Seen durch das Lavafeld führen. Es war zwar ordentlich windig, den Jungs machte das aber nichts aus, sie rasten auf ihren Rollern die Wege entlang. Wir gingen an den Seen vorbei und genossen die tolle Landschaft. Das hellblau schimmernde Wasser inmitten der Vulkanlandschaft ist wirklich ein toller Anblick. Und wenn dann noch die Sonne herauskommt, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Auch wenn der Wind wirklich grenzwertig war, hat sich dieser Ausflug wirklich gelohnt.

 

Gunnuhver Thermalgebiet und Brücke zwischen den Kontinenten

Wir schauten noch kurz in das überfüllte Empfangsgebäude des Thermalbades, dann fuhren wir nach einer Dreiviertelstunde weiter. Es ging durch die Lavafelder des Thorbjörn zurück nach Grindavík. Von dort aus fuhren wir die 425 an der Südküste der Halbinsel entlang. Nach einigen Kilometern bogen wir zum Hochtemperaturgebiet Gunnuhver ab.

Das Gebiet gilt als eines der heißesten in Südwestisland, die heißen Quellen können hier bis zu 300°C erreichen. Wir stellten das Auto auf dem Parkplatz ab und picknickten erst mal im Auto. Dann schauten wir uns das Hochtemperaturgebiet an. Der Wind war hier an der Südwestspitze Islands so stark, dass Karin mit den Kindern schnell wieder ins Auto ging.

Ich schaute mir die Gegend und die fauchenden Fumarolen noch ein wenig an. Es dampfte ordentlich und scheinbar gab es auch einmal eine Brücke, die an der heißen Quelle entlangführte. Doch seit 2006 ist der Vulkan wieder aktiver geworden, somit sind nicht mehr alle Punkte zugänglich. Zwischenzeitlich war das Gebiet sogar komplett gesperrt, nachdem es Explosionen in der Quelle gab.

Nach kurzer Zeit brachte der Wind mich dann auch dazu, zum Auto zurückzugehen. Den Leuchtturm ließen wir somit auch aus und fuhren die Küstenstraße weiter entlang. Nach wenigen Kilometern erreichten wir die nächste Sehenswürdigkeit der Reykjanes Halbinsel, die Brücke zwischen den Kontinenten.

Wir hielten auf dem kleinen Parkplatz und die Jungs sausten den Fußweg hinauf. Hier befindet sich eine Brücke im Nirgendwo. Das besondere an der Brücke ist, dass sie über den Mittelatlantischen Grabenbruch führt. So kann man hier zu Fuß von Europa nach Amerika laufen. Wir gingen über die Brücke und stapften dann durch den Sand unter die Brücke. Wir standen somit zwischen den Kontinentalplatten. Auch wenn die Brücke nur symbolisch ist, ein faszinierender Ort, an dem man den Kindern die Bewegung der Erdplatten verdeutlichen konnte. Doch der Wind peitschte uns den Sand ins Gesicht, so dass wir bald wieder zurück zum Auto gingen.

 

Hvalfjörður

In der Nähe des Flughafens erreichten wir dann bei Keflavik die gut ausgebaute 41, die den Internationalen Flughafen mit der Hauptstadt Islands verbindet. Wir kamen gut vorwärts und hatten nach kurzer Zeit Hafnarfjörður erreicht. Bei diesem Vorort von Reykjavik befindet sich eine riesige Aluminiumhütte direkt an der Straße. Da der Strom hier in Island so günstig ist, lohnt es sich für die Betreiber, die Rohstoffe aus aller Welt hierhin zu verschiffen, und das Aluminium danach nach Europa oder Amerika zu transportieren.

Wenig später hatten wir dann auch Reykjavik hinter uns gelassen und erreichten nach einem kurzen Tankstop den Hvalfjörður, den Walfjord. Wir fuhren aber nicht in den Tunnel, der den Fjord unterquert, sondern bogen vorher auf die 47 ab, die rund um den Fjord führt.

Unser Plan war es, diesen schönen Fjord einmal zu umrunden. Somit konnten wir im Auto sitzen bleiben und mussten nicht gegen den Wind kämpfen. Die ersten Meter hatten wir auch einen schönen Blick auf den Fjord, doch dann sammelten sich immer mehr Wolken zwischen den Hängen und es wurde diesig.

Also beschlossen wir, den Fjord wieder zu verlassen und fuhren über die 461 in Richtung Thingvellir. Die Wolken verschwanden zwar nicht komplett, hingen hier aber nicht mehr so tief. Es ging am hübschen Meðafellsvatn vorbei, an dem sich eine Menge Ferienhäuser befanden, durch ein schönes Tal, bis wir die 48 erreichten. Die Berge wurden kleiner, und die Ebene weiter.

 

Thingvellir

Inmitten dieser Ebene lag der Thingvellir Nationalpark. Da wir in der Nähe waren und dieses Ziel eh noch auf dem Plan hatten, steuerten wir diese Sehenswürdigkeit an. Wir nahmen die nördliche Zufahrt und hielten am Parkplatz des Öxarárfoss. Auch in der einsamsten Wildnis kann man die Parkplätze hier mit Kreditkarte bezahlen, das wäre in Deutschland undenkbar.

Dann gingen wir den Fußweg zum Wasserfall. Es ging auf eine Anhöhe, dann erreichten wir die Kontinentalspalte, die sich hier ebenfalls durch den Nationalpark zog. Wir wanderten wieder zwischen den Kontinenten, die von steilen Felswänden begrenzt wurden und sahen im Hintergrund schon die (kleine) Gischt des Öxarárfoss. Nach kurzer Zeit standen wir dann an dem sehenswerten Wasserfall, der die amerikanische Kontinentalplatte hinabstürzt. Das Wasser der Öxará fließt dann den Mittelatlantischen Grabenbruch entlang, bevor es sich in den Thingvallavatn ergießt.

Die Sonne strahlte und der Wind war hier auch wesentlich angenehmer als an der Küste. Und dazu der Anblick des Wasserfalls und des Flusses der durch die zackigen Felswände davonfloss. Ein perfekter Ort, um in die Natur dieses faszinierenden Landes einzutauchen, auch wenn der Wasserfall wohl künstlich angelegt wurde. Kein Wunder, dass Szenen von Game of Thrones an diesem tollen Ort gedreht wurden.

Wir genossen den Anblick noch eine Weile, dann gingen wir zurück zum Auto. Wir fuhren noch etwas weiter in den Nationalpark hinein. Eigentlich wollten wir noch in dem Gebiet rund um die Silfra Spalte halten, wir verpassten die Abfahrt aber. So fuhren wir noch etwas weiter die Straße entlang. Immer wieder bot sich ein schöner Blick über den Thingvallavatn See. Irgendwann drehten wir dann um und fuhren weiter in Richtung Haukadalur, zum Geysir Strokkur. Schließlich war heute die Sonne zu sehen, das war bei unserem ersten Besuch dort nicht so. Und Julian wollte eh unbedingt noch einmal den Strokkur sehen.

 

Haukadalur, Geysir und Strokkur

Gegen 17:30 erreichten wir dann den Parkplatz am Geysir Center. Wir schlenderten kurz durch die Souvenirabteilung. Die Jungs konnten direkt allerhand „nützliche“ Dinge gebrauchen, also gingen wir schnell weiter zum Thermalgebiet. An diesem Tag schien die Sonne auf die blubbernden und brodelnden Quellen, und der Wind hielt sich auch in Grenzen.  Also fast perfekte Bedingungen.

Kaum am Strokkur angekommen, stieg auch schon die erste (kleine) Wasserfontäne in die Luft. Wir gingen weiter, und auch die anderen, teils tiefblauen Wasserbecken, sahen in der Sonne noch einmal beeindruckender aus. Auch das große Becken des namensgebenden Stóri Geysir schien in tiefem Blau. Zusammen mit den weißen Ablagerungen am Rand ein herrliches Bild.

Auf Julians Wunsch gingen wir noch einmal zurück zum Strokkur und sahen uns noch ein paar Fontänen an. Nach einer Weile konnten wir ihn von dem Wasserspektakel weglocken und gingen zurück zum Auto. Der Ausflug bei schönstem Sonnenschein hatte sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn es dadurch ein langer Fahrtag wurde. Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir dann um kurz vor 8 unsere Wohnung und ließen den Tag mit einem Bier beim Abendessen ausklingen.

 

Gefahrene Kilometer: 419

Getankt in Grundarhverfi: Diesel für 311 ISK / l

Übernachtung: Apartment in Kópavogur für 808€ (für 5 Nächte, gebucht über Airbnb)

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