Tag 11 - Nordengland und Fährüberfahrt
Donnerstag, 21.09.2017
Dumbarton Castle
Um 7 Uhr war die Nacht vorbei, denn Julian hatte keine Lust mehr zu schlafen. Also standen wir auf und packten wieder alle Sachen ins Auto. Gegen 9 Uhr verließen wir die Wohnung dann und fuhren zum nahe gelegenen Dumbarton Castle. Hier setzten wir uns auf eine Bank mit Blick auf den Fluss Clyde und frühstückten erst mal gemütlich.
Danach gingen wir zum Eingang des Dumbarton Castle. Die Festung wurde auf einem großen Felsen am Ufer des Clyde errichtet und ist von einer großen Festungsmauer umgeben. Schon vor dem Eingang konnte man einen Teil der Mauer betreten. Das taten wir natürlich auch. Wir schauten uns die Kanonen an, die hier standen, gingen in den schmalen Wehrturm und genossen die Aussicht.
Eigentlich wollten wir uns die Festung komplett angucken, allerdings hatten wir noch einige Kilometer bis zur Fähre in Newcastle vor uns. Da Julian schon in der Trage fast eingeschlafen war, beschlossen wir schweren Herzens die Festung auszulassen und weiter nach England zu fahren. Bei den tollen Bildern, die im Internet zu finden sind, ist uns die Entscheidung nicht ganz leicht gefallen, aber mit Kind muss man eben manchmal umplanen. Und außerdem fing es eh an zu regnen…
Um 10 Uhr saßen wir dann wieder im Auto und fuhren auf die Autobahn in Richtung Glasgow. Rund um die größte Stadt Schottlands waren die Autobahnen zwar ziemlich voll, wir kamen aber trotzdem gut voran. Dann hatten wir Glasgow endlich hinter uns gelassen und fuhren über die M74 ganz entspannt in Richtung Süden. Hier war fast nichts los auf der dreispurigen Autobahn. Und als wir die hügelige Grenzregion erreichten, kam auch endlich die Sonne raus.
Lanercost Priory und Hadrians Wall
Dann verließen wir das traumhafte Schottland und erreichten England. Bei Carlisle verließen wir die Autobahn und fuhren nach Lanercost. Unser Ziel war die Lanercost Priory, die wir gegen 12 Uhr erreichten. Julian bekam noch schnell etwas zu essen, dann schauten wir uns die alte Klosterruine an.
Die Priorei wurde im 12. Jahrhundert gegründet und war wegen der Nähe zur schottischen Grenze einige Male Ziel der Schotten als Antwort auf die Angriffe der Engländer. Ein Teil der alten Pfarrkirche wurde restauriert und wird heute noch genutzt, die meisten Gebäude sind heute aber nur noch als Ruine erhalten.
Weite Teile der Ruine sind frei zugänglich, also erkundeten wir die alte Priorei. Am Himmel waren zwar einige Wolken zu sehen, es blieb aber trocken. Wir gingen durch den alten Gewölbekeller und einen mit Efeu bewachsenem Turm, von dem nur noch die ersten Stockwerke zu erkennen waren. Im Innenhof ragten die letzten Überreste weiterer Gebäude aus dem englischen Rasen. Dann betraten wir die Ruine der alten Kirche. Das Dach fehlt, doch die hohen Mauern und alten Bögen stehen noch. Im Inneren befinden sich noch einige alte Denkmäler und Gräber.
Wir schauten uns die Ruine eine Weile an, dann gingen wir in die angrenzende Tourist Information. Hier deckten wir uns mit einigen Informationen zum Hadrians Wall ein und verließen diesen netten Ort wieder. Kein Muss, aber ein netter Stop zwischendurch.
Eigentlich hätten wir die Straße nur wenige Kilometer weiterfahren müssen, um zu den ersten Überresten des Hadrians Wall zu kommen, das wussten wir aber nicht und fuhren zurück zur A69. Über enge Nebenstraßen ging es am hübschen Naworth Castle vorbei, bis wir die Hauptstraße erreichten.
In Haltwhistle entschieden wir uns, die A69 zu verlassen und in Richtung der Hinweisschilder zum Hadrians Wall zu fahren. Gegen 14Uhr erreichten wir den Parkplatz am Cawfield Quarry. Hier war früher ein Steinbruch, an dem die Steine für den Hadrians Wall abgebaut wurden. Heute ist davon nur noch ein See und eine kleine Felswand zu erkennen.
Vom Parkplatz führt ein kurzer Weg am See vorbei zu den Überresten des Hadrians Wall und einem Meilenkastell. Karin und Julian blieben am Auto, ich ging aber kurz zum alten Kastell. Nach wenigen Minuten tauchten dann auch die Überreste der alten Schutzmauer auf, die die Römer quer durch Nordengland bauten. Ein kleiner Weg führte an der alten Mauer vorbei auf einen Hügel. Von hier bot sich ein netter Blick auf die Überreste des kleinen Kastells und über den Hadrians Wall, der hier immer am höchsten Punkt der Hügelkette entlangführte. Für einen kurzen Halt ganz nett, und wenn man schon mal hier lang kommt, kann man sich die Überreste der bekannten Wallanlage auch mal kurz ansehen.
Da die Fähre in Newcastle aber wohl nicht auf uns warten würde, machten wir uns bald wieder auf den Weg. Wir fuhren über die B6318, die parallel zum Hadrians Wall verläuft, und an der sich fast alle Sehenswürdigkeiten befinden. Bei Hexham erreichten wir dann wieder die A69 und kamen direkt in einen Stau. Dieser löste sich aber glücklicherweise schnell auf und wir hatten freie Fahrt in Richtung Newcastle. Um viertel vor Vier erreichten wir dann endlich das Fährterminal und rollten um kurz nach 4 auf die King Seaways.
Fährüberfahrt Newcastle - Amsterdam
Wir packten unsere Taschen in die Kabine, die glücklicherweise fast direkt an der Tür zu unserem Autodeck war, und gingen erst mal hoch zur SkyBar. Im Gegensatz zur Hinfahrt verabschiedete England uns nicht mit Regen und Sturm, also genossen wir die Ausfahrt aus dem Hafen in bequemen Lounge Sesseln bei einem Guinness.
Die Gebäude entlang der Tyne Mündung zogen langsam an uns vorbei und wenig später erreichten wir die Nordsee. Kloster und Schloss Tynemouth verabschiedeten uns in der Abendsonne und wenig später hatten wir auch die langen Molen mit den beiden Leuchttürmen hinter uns gelassen. Vor uns lag nur noch die Nordsee.
Mittlerweile meldete sich auch der Hunger, also gingen wir ins Lighthouse Cafe. Es gab Fish & Chips und Nasi Goreng für 40€. Das Essen war OK, aber nicht so gut wie auf der Hinfahrt. Dafür hatten wir aber keinen Sturm und das Essen blieb bei allen auch drin. Außerdem verwöhnte uns das Meer mit einem tollen Sonnenuntergang auf der Außenterrasse hinter dem Restaurant.
Hinter dem Schiff tauchte die Sonne ins Meer und färbte Wolken und Horizont in ein tiefes Rot. Ein toller Anblick. Und neben dem Schiff ließ ein Regenschauer in der Ferne einen leuchtenden Regenbogen aus dem Meer aufsteigen. Das war doch wirklich mal ein würdiger Abschied von der Britischen Insel.
Wir gingen mit Julian noch ein Wenig ins Kinderland, was sich auch im Restaurant befand. Julian bekam von der Animateurin einen Hunde-Luftballon, den er stolz überall hintrug. Dann holten wir uns noch ein Bier aus dem Bord Shop und gingen auf unsere Kabine. Wir machten Julian bettfertig, stießen noch einmal auf den Urlaub an und legten uns dann in unsere Kojen.